Benutzer:Veuxin/Philipsbrief

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Am 28. September 2010 um 16:06 veröffentlichte ich auf dem Marktplatz der Mikronationen einen Beitrag als Antwort auf einen dieser typischen »Wer gründet mit mir eine MN?«-Aufrufe. Dieser Beitrag hat einige Bekanntheit erlangt als »Philipsbrief« (da philip92 der Benutzername des Aufrufers war) und wird seitdem auf ähnliche Aufrufe hin immer ganz gerne verlinkt. Zur Archivierung hinterlege ich ihn auch mal in meinem Benutzerraum hier im µWiki. Das Original lässt sich hier finden.




Hallo Philip,

was ich Dir jetzt sage, wirst Du wahrscheinlich nicht hören wollen, aber bitte nimm es Dir zu Herzen: Es gibt wirklich so gut wie alle möglichen Mikronationen, und von diesen sind auch so gut wie alle äußerst einsteigerfreundlich, helfen Dir gerne und halten noch hohe Positionen für Dich bereit — bei den meisten ist es nicht allzu schwer, nach zwei, drei Monaten Aktivität schon Präsident oder Staatskanzler zu sein. Eigentlich jede Mikronation freut sich wahnsinnig über jeden Neubürger und keine Mikronation ist so ausgestaltet, dass sich dort nichts mehr tun ließe.

Es gibt jedes Jahr sehr viele, die zum ersten Mal auf die Mikronationen stoßen und dann gleich beschließen, selber eine zu eröffnen — verständlich; die Vorstellung, einen eigenen Staat zu haben, ist ja auch sehr reizvoll. Aber die meisten dieser Mikronationen sind auch innerhalb eines Jahres, meistens schon innerhalb eines halben Jahres, wieder inaktiv, und der Staatsgründer ist frustriert, warum niemand bei seiner »Hier-ist-alles-möglich«-Standard-Republik Bürger werden wollte. Eine Mikronation ist viel mehr als ein fremdgehostetes Forum und eine gesunde Portion Begeisterung für Macht.

Erspare Dir diese Frustration, bürgere erstmal bei einer bestehenden Mikronation ein* und lerne alles kennen - wenn Du dann nach ein paar Monaten verstanden hast, wie alles funktioniert und immer noch Interesse verspürst, selber eine Mikronation mit einem tollen und innovativen Grundkonzept zu gründen: Dann nur zu.

Es ist gut möglich, dass Du jetzt sagst: »Aber meine Mikronation wird anders als die anderen! Hier wird alles ganz toll!«, und vielleicht ist das auch so. Aber weder Du noch wir können das wirklich wissen, und die Statistiken sprechen ziemlich deutlich dagegen. Stell Dir vor, jemand würde ein Restaurant eröffnen wollen, ohne je in einem gearbeitet oder gar Kochstunden genommen zu haben. Da gibt es natürlich den einen in tausenden, der alles richtig macht und gleich ein erfolgreiches Dreisterne-Restaurant eröffnet. Aber es gibt auch die anderen neunhundertneunundneunzig.

In den Mikronationen geht es um Gemeinschaft, und ohne diese Gemeinschaft stürzt das ganze Konzept schneller zusammen als ein Kartenhaus im Orkan. Mit jeder weiteren Mikronation, mit jedem neuen Forum wird diese Gemeinschaft zwar größer, rückt aber auch weiter auseinander. Auch wenn man »nur« Bürgermeister ist, so ist es ein viel tolleres Gefühl, eine ausgestaltete und -simulierte Kleinstadt zu haben, als ein Staat, der im wesentlichen aus einem Namen, einem Forum und zwei Landesfarben besteht, und als Kurator einer mikronationalen Kunst- oder Technologieausstellung erntet man nicht nur sehr viel mehr Anerkennung als der zehnte Präsident von Hintermond, sondern auch noch viel Freundschaft und Dankbarkeit der Personen, deren Bemühungen im Ausgestalten einer alten Mikronation man unterstützt.

Sieh’s so: Wenn Du meinen Rat befolgst und erstmal in einer bestehenden Mikronation aktiv wirst, hast Du nichts verloren, wenn Du dann ein halbes Jahr später Deine eigene Mikronation eröffnest. Wenn Du ihn nicht befolgst, kannst Du nicht nur viel Arbeit in etwas investieren, woran sich in einem Jahr kaum noch jemand erinnert, während andere Mikronationen, die Dich als Bürger dringend gebraucht hätten, nach vielleicht jahrelangem Bestehen untergehen.

Mit vielen Grüßen (und bitte verstehe das nicht als altkluge Belehrung),

Fabian.

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* Fuchsen etwa ist sehr aktiv und auch einsteigerfreundlich, oder auch Dionysos, eine sehr alte Mikronation mit vielen Möglichkeiten, die vor kurzem beinahe inaktiv geworden wäre.